Kläranlage Tiengen zeigt gute Ergebnisse / Ziel: 4. Reinigungsstufe

Im Rahmen seines diesjährigen Schwerpunktthemas ‚Müll und Abwasser‘ besichtigte der Ortsverband Waldshut-Tiengen der Bündnis 90/Die Grünen die Kläranlage Tiengen. Der technische Leiter der Anlage, Herr Klaus Buntru, führte die Besucher zunächst mithilfe eines Lehrfilms in die Thematik ein, anschließend begann die Besichtigung des Labors und der weitläufigen Anlage.

Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von dem umfangreichen technischen Aufwand für die Reinigung der Abwässer und der Nachbehandlung des Klärschlamms. Ebenso beeindruckend ist der Energieverbrauch der Kläranlage, nämlich 250 kW/h; 180 kW/h davon können durch die Nutzung des Methangases aus dem Klärschlamm selbst erzeugt werden. Außerdem spart die konsequente Nutzung der Abwärme viel Energie ein.

Die Anlage des Abwasserzweckverbands Klettgau West ist auf 50.000 Einwohner ausgelegt und damit fast ausgelastet; die Kapazität könnte noch auf 70.000 erweitert werden. In einem 3 stufigen Verfahren wird das Abwasser gereinigt, in der 1. mechanischen Stufe werden Feststoffe und Fette abgetrennt, in der 2. biologischen Stufe wandeln Bakterien und Kleinstlebewesen Proteine und Harnstoff zu Nitrat um, das als Stickstoff in die Luft entweicht. In der 3. Stufe nehmen Bakterien das Phosphat auf. Der anfallende Schlamm wird im Faulturm ausgefault; hier entsteht Methangas, das der Stromerzeugung dient. Nach der Faulung entwässert die Kammerfilterpresse den Schlamm in einer ersten Phase, anschließend durchläuft er die Trocknungsanlage und hat zum Schluss noch 3% Wassergehalt. Der getrocknete Schlamm dient in einem Betonwerk als Brennstoff (3 kg Klärschlamm ~ 1 L Heizöl).

Herr Buntru sprach eindringlich über die Probleme, die durch unsachgemäße Entsorgung von Abfällen über den Abfluss entstehen: die Feuchttücher, Hygieneartikel und Fette, die die Pumpen und Kanäle verstopfen, WC-Steine, Lösungsmittel und Medikamente, die die Bakterien in der Anlage schädigen, ja sogar ganz abtöten können. Letztlich führe dies zu höheren Kosten, die die Verbraucher bezahlen müssten. In die Toilette gehörten nur Fäkalien und WC-Papier! In Zukunft wird eine 4. Reinigungs-stufe notwendig, denn Mikroplastik, Medikamente oder Hormone passieren die Kläranlage ungehindert. Die 4. Reinigungsstufe ist derzeit gesetzlich nicht vorgeschrieben aber die Teilnehmer waren sich einig, dass diese 4. Stufe zügig bundesweit eingeführt werden muss. Ebenso not-wendig wird die Rückgewinnung von Phosphat aus dem Klärschlamm. Denn Phosphat ist ein wertvoller Dünger, die weltweiten Lagerstätten sind in ca. 70 Jahren erschöpft.

Täglich werden dem Wasser Proben entnommen und auf den chemischen Sauerstoffbedarf, Phosphatgehalt und Nitrat untersucht, auch das Landratsamt zieht 6 mal im Jahr Proben. Stolz verwies Herr Buntru darauf dass die Anlage deutlich unter den vorgeschriebenen Grenzwerten arbeitet. Die Besucher konnten sich von dem anspruchsvollen Beruf des Abwassermeisters, der neben Elektrik auch Kenntnisse in Mechanik und Chemie haben muss, überzeugen und dankten Herrn Buntru für sein außerordentliches Engagement für sauberes Wasser.

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